Otto Pötters Buch: Bömmskes un Bömmelkes

 


 

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Rezension: Bömmskes un Bömmelkes

Was ganz Feines auf Platt

 

Von Heinz Withake, Geistl. Rat, Münster

 

Rottendorf-Preisträger 2010

 

Pötters niederdeutsche Fibel „Bömmskes un Bömmelkes“ is was ganz Feines auf Platt. So was muss man suchen. Das sind literarische Köstlichkeiten, Geschichten und Gedichte, die schon heute zu den künftigen Klassikern der plattdeutschen Sprache gezählt werden dürfen. Der bekannte Autor aus Rheine geht dem Leben auf den Grund und malt mit der hiesigen Umgangssprache wunderbare Geschichten voller Witz und Lebensweisheit, die auch modernen Zeitgenossen außergewöhnliches Lesevergnügen bereiten. Die Episoden sind wie bunte Bilder des täglichen Lebens, farbenfroh, lebendig und ausdrucksstark; andere aber sind wie leise Lieder, aus denen wunderbar Vertrautes klingt.

 

Otto Pötter ist ein Mundartdichter, der warmherzig und „richtig schön“ schreibt – und das immer mit einem Augenzwinkern. Kommen die amüsanten Geschichten und Gedichte auch noch so leicht daher, nie spricht aus ihnen ein leichtsinniger Umgang mit der Sprache; für das Plattdeutsche geradezu wohltuend! Ihm liegt daran, den Leser auf Augenhöhe anzusprechen und dabei die kulturelle Würde im Ausdruck hörbar zu machen. Der Autor hat die Gabe, Worte abzuwägen, ja, sie im besten Sinne auf die Goldwaage zu legen, um dann Wertvolles daraus zu kreieren. „Goldig“, was alles dabei so herauskommt, ob Nuul’n un Üölge, Rafabello oder auch Sinniges vom Rollmops. Wer köstliche plattdeutsche Unterhaltung sucht, der findet sie – samt Bömmskes un Bömmelkes – in den Pötter-Büchern.

Aber auch Nachdenkliches wird einfühlsam, eben „sachtsinnig“ beschrieben, wie beispielsweise die Kerkhoffsgedanken oder der Klockenklang. Zu Recht gilt Otto Pötter zwischenzeitlich als der plattdeutsche Philosoph aus Rheine, der auf Plattdeutsch feinsinnig weiterdenkt und zu dem Ergebnis kommt: „Dat Liäben is to kuort för ’n langet Gesicht.“ Sein wohlgemeinter Rat: „Moss di nich ärgern.“ Der Leser spürt, der, der da schreibt, nimmt unsere Heimatsprache ernst, er achtet sie und geht behutsam mit den Worten um. Als „Schrift-steller“ stellt er (im wahrsten Sinne des Wortes) die richtigen Worte an die richtige Stelle. Auf Plattdeutsch ergeben sich daraus wunderbare Wortmalereien und Sätze, die zu Herzen gehen. Seine Geschichten und Gedichte ermuntern, geben Halt und verströmen Lebensfreude pur.

Solche plattdeutschen Döönkes auf hohem Niveau sind Raritäten. Hier schreibt ein wahrer Meister des „Döönken“, es kommt ja vom „Tun“. Und was sich hier so alles im Leben tut, dafür hat Otto Pötter nicht nur einen geübten Blick, sondern er verfügt zugleich über die Kunst, das Erlebte auf die schönste Art und Weise stilvoll auf Platt zu beschreiben. Das ist etwas ganz Besonderes. Darum sei dieses besondere Buch auch jedem empfohlen, der seine Heimat liebt.      

 

► Otto Pötter:  Bömmskes un Bömmelkes, Verlag Aschendorff, Münster, 2012

      ISBN  978-3-402-12962-3, fester Einband, 160  S., 14,80 Euro

Cover Buch Bömmskes und Bömmelkes

Leseprobe: Bömmskes un Bömmelkes

Otto Pötter

 

Häs vandage all Bömmskes krieggen?

Wat? Du säggs, du wörs uut de Kinnerschoh haruut un giffs nich graut mehr wat up Slickern? Dat mein ick auk nich. „Bömmskes kriegen“, dat hett up Platt sovull es „Aufmerksamkeit bekommen“, also wat Nettet to Ohren kriegen. Ick weet, jüst Ems- un Mönsterlänners smiet’ met sücke Art Bömmskes nich allto riewe (verschwenderisch) üm sick. Mott jä auk nich. Denn allmänto Bömmskes, dat bekümp auk wier nich. Un doch, hier un dao es ’n „Bömmsken verdeelen“, doo wi dao nich wuohl to weinig an? 

 

Wat wör dat fröher doch noch anners, as wi jung wören un us bi’t Frie’en dat Löchten in de Aogen stönn. Denk dao es an trügge. Wören dat nich schöne Tieten? Flatteeren (aufmerksam, nett sein) un Söötenstrieken (Pussieren) in eens dör! De Hiemmel hüng „voller Geigen“. Un vandage? Janket us vandage nich mehr so deepe Brummfideln üm de Ohr’n? Mott dat? Ick gleiw nich. Et könn männig maol guet anners. Kick man üm sick, so möch man säggen:

 

Wat is bloß los in use Welt,

wo Fröndlichkeit so weinig tellt?

 

’n guedet Waort is doch nich schwuor,

waorüm bloß is et dann so raor?

 

Sie wi doch nett, wann immer et geiht,

denn wi erntet bloß dat, wat wi so sait!

 

Also Lüe, van nu an: „Mehr Bömmskes verdeelen“ – un auk es vör schöne Bömmelkes nich bange sien. Se willt us gefallen. Bömmskes un Bömmelkes willt us dat Liäben moji (schön) maaken. Freu wi us de doch an!  So will ju auk dat, wat hier steiht, schön stimmig upmuntern.

 

Sind Bömmskes recht smacklick fört Mündken, so bünd de Bömmelkes schön wat för de Aogen. Denk bloß es an de Bömmelmüss. Wat wör de Bömmelmüss ohne Bömmelken? Kiek Benno män an. Ohne Bömmelken up de Müss, göng Benno hier jä glatt es ’n osmaansken Sultan dör. Auk wenn Benno ja nu wuohl ganz för sööte Sultaninen is, steiht em daorüm aower noch lange nich so ’n muselmaansk Häkelmüssken ohne Bömmelken. Dann wör Benno ja gar nich mehr Benno. Daoför löpp Benno bi natt Wiär giän in ne Pelerine. Un up ’n Kopp hät he daobi ne Kippe (Tweed-Mütze) in Schottenmuster! Dao is he heel geck mit. Un wat mäck düsse Koppkappe uut? Genau, ’n Bömmelken! Ohne Bömmelken wör dat män bloß ne Schliägermüss’. Tjä, man sall gar nich meinen, wat alleene een Bömmelken glieks so uutmaaken kann!

 

Un dann moss di dat erst es in China bekieken. Dao wör de Mandarin ohne sien Bömmelkäppi mehr Kuli äs Mandarin. Nu bünd Kuli un Mandarin hier jä nich graut fraoget. Män wat sägg ick’? Mandarinen möch wi auk hier giäne wuohl. Oder? Nu ja, Sultaninen hen, Mandarinen her un mientwiägen auk noch Pelerinen drüöwer, egaol. Eens is sicher: Et geiht nix üöwer Bömmelkes. Bruuks gar nich för nao China laupen. Kiek di hier män bloß schöne Fraulüe es an.

 

Bömmelkes un Fraulüe, nich an to denken, wenn us de feihlden... Doch könn wi, Gott Dank, nich klagen. Willt et de Fraulüe gar richtig wietten, häbt se an iähr Kleed glieks ne heele Bömmelborte. Orre se laupet es up Wulken in nette Pantüffelkes, met lila Bömmelkes drup! Et mott all nen draoseligen oder lahmklötigen (impotent) Stumpax sien, den sücke Bömmelkes kaolt laot’. Nen rechten Kerl aower, de smitt so verlockend Fraulüe met Kusshand de Bömmskes män so to! Tjä, nu sägg sömms, wat wör de Welt bloß ohne Bömmskes un Bömmelkes? Ein finsteres Jammertal.

 

Doch nu es ganz wat unner us. Psst. Du kenns ja auk de flotte Fiene. Ja, un de, de kick de Mannslüe erst immer up de Fööte. Süht se dann so schöne blitzeblanke Slippers met Bömmelkes buobendrup, ohohoh!, dann is et aower so wiet. Dann kribbelt et bi iähr män so. Dao kümp se ganz bi in Wallung. De Bömmelkes alleene gaoht dann all mit iähr dör. Härres dat dacht? Jaja, so wat giff et.

 

Ick sägg di, dat et met de Bömmelkes so alle wat is. Un Bömmskes nu auk noch debi, Mann, dann kömms mit de Gebode aower licht in’n Knüpp. Drüm unnerschätze Bömmskes un Bömmelkes nich! De trecket oft mehr, äs twee graute Belgier (kräftige Kaltblutpferde). Also: Immer schön aufpassen damit.

 

Moss bloß Knut es hören. Knut sägg so:

„Wenn de Olle bi us in de Bude Bömmskes ver-deelt, dann krückt he es so ’n Brummfitz. Dann duert et nich lange, un dann treck he di dat Fell män so üöwer de Ohr’n.“ Oh je, dann moss di dat Theater dao in de Bude es bekieken! Dann wackelt dao aower alles – bloß kiene Bömmelkes...

 

 

Aus:    Bömmskes un Bömmelkes,

Verlag Aschendorff, Münster, 2012

ISBN  978-3-402-12962-3, fester Einband, 160  S., 14,80 Euro

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